Testamentserrichtung

Wie kann ich ein wirksames Testament errichten?

Die Errichtung eines Testaments soll einerseits möglichst einfach sein und andererseits gewährleisten, dass es auch wirklich vom Erblasser stammt. Daher kennt das deutsche Erbrecht strenge Formvorschriften, bei deren Verletzung ein Testament absolut unwirksam ist. Aber auch inhaltlich gibt es Fallstricke, da sich im Erbrecht Rechtsbegriffe häufig von der Alltagssprache unterscheiden. Oder wissen Sie, was der Unterschied zwischen vererben und vermachen oder zwischen einem Nacherben, einem Ersatzerben und einem Schlusserben ist? Oder was eine Ausgleichungspflicht ist und dass sie zur Relevanz von Geschenken nach mehr als 10 Jahren führen kann? Wir beraten Sie gern, wie Sie ein formwirksames, Ihren Wünschen entsprechendes Testament verfassen, das nach Ihrem Tod einfach umsetzbar ist und Streit vermeidet. Die wichtigsten Grundsätze finden Sie hier:

Das Wichtigste kompakt:

Drei reguläre Testamentsformen ("ordentliche Testamente")
Ein wirksames Testament kann nach deutschem Recht errichtet werden durch
- ein vollständig eigenhändig geschriebenes und unterschriebenes Schriftstück
- ein von einem Ehegatten eigenhändig geschriebenes und von beiden unterschriebenes gemeinschaftliches Schriftstück
- Mitwirkung eines Notars, der den Text beurkundet oder entgegennimmt („notarielles Testament“)
- Ein Erbvertrag ist strenggenommen kein Testament, enthält aber auch letztwillige Verfügungen und muss immer vor einem Notar errichtet werden.
Kann ein ordentliches Testament nicht mehr rechtzeitig errichtet werden, gibt es noch sog. Nottestamente, die allerdings nur eine begrenzte Gültigkeitsdauer haben und praktisch kaum eine Rolle spielen.
Mehrere Testament
Hat der Erblasser mehrere Testamente hinterlassen,
- gilt das spätetere Testament soweit es ein früheres Testament ausdrücklich aufhebt oder im inhaltlichen Widerspruch dazu steht, …
- … außer der Erblasser hatte sich zuvor in einem gemeinschaftlichen Testament oder Erbvertrag, d.h. freiwillig verpflichtet, seinen letzten Willen nicht mehr zu ändern.
- Beim Berliner Testament, wird die Bindungswirkung („Wechselbezüglichkeit“) in der Regel vermutet (§ 2270 Abs. 2 BGB)
Wichtig: Auch ein notarielles Testament kann auch durch ein handschriftliches Testament geändert oder sogar aufgehoben werden!
Auf den Inhalt kommt es an - auf die korrekten Begrifflichkeiten achten
Viele von Laien (auch mit Hilfe des Internets) verfasste Testament führen zu Streit oder einer komplizierten Nachlassabwicklung, weil erbrechtliche Begriffe falsch verwendet werden oder die rechtlichen Vorgang im Erbfall nicht beachtet werden:
- die größte Falle ist, dass man nach deutschem Recht nur sein gesamtes Vermögen (oder einen Bruchteil davon) „vererben“ kann. Nur ein Erbe oder Miterbe steht im Erbschein.
- einen einzelnen Gegenstand (oder auch mehrere, z.B. Geldbeträge, Möbel, Kfz, Immobilie) kann man nur zuwenden, in dem man den Gegenstand „vermacht“, d.h. dem Erben aufgibt, den als Beststandteil des Vermögens ererbten Gegenstand an den Vermächtnisnehmer herausgeben muss, das sog. „Vermächtnis“.
- Sind die Begriffe im Testament nicht klar verwendet, ist das Nachlassgericht an die Wortwahl des Erblassers nicht gebunden, sondern muss durch Auslegung ermitteln, was der Erblasser wirklich wollte. Es kann ihn aber nicht mehr fragen, Streit und komplizierte Verfahren sind dann fast vorprogrammiert.
- Entsprechendes gilt für die Begriffe Vorerbe, Nacherbe, Ersatzerbe, Schlusserbe, die Anordnung einer Ausgleichung bzw. Anrechnung, der Testamentsvollstreckung als Dauer- oder Abwicklungsvollstreckung und die Bindungswirkung gemeinschaftlicher Testamente vor bzw. nach dem Todesfall.
Expertentipp: Mit dem Testament verfügen Sie u.U. über erhebliche Vermögenswerten, nämlich Ihr gesamtes Vermögen. Überlassen Sie es nicht dem Zufall, ob Sie die richtigen Begriffe und eine praktisch durchführbare Gestaltung dafür wählen. Wir beraten Sie gerne, ermitteln dabei Ihre Wünsche, Vorstellungen und Ziele und helfen ein maßgeschneidertes Testament zu errichten.
Sondervorschriften bei Auslandsbezug
Die Formvorschriften im Ausland weichen teilweise erheblich von den deutschen Formvorschriften ab. So kann z.B. in Österreich ein sog. Dreizeugentestament auch mit Schreibmaschine geschrieben sein. Deutsche Gerichte erkennen auch Testamentsformen an, die nach ausländischem Recht gültig sind, wenn ein hinreichender Bezug zu dem Land besteht, der sich ergeben aus
- dem Ort der Testamentserrichtung
- der Staatsangehörigkeit des Testierenden
- dem Wohnsitz des Testierenden bei Testamentserrichtung oder im Todesfall
- dem gewöhnlichen Aufenthalt des Testierenden bei Testamentserrichtung oder im Todesfall
- der Lage von Immobilien
Achtung: Die sichere Aufbewahrung bedenken
Das beste Testament nützt nichts, wenn es im Todesfall nicht oder vom Falschen gefunden wird, der es „versehentlich“ vernichtet. Daher gilt
- private Aufbewahrung des Testaments ist nur sinnvoll, wenn das Testament im Todesfall sicher auffindbar ist und zwar von einer Person, die vom Testament begünstigt ist bzw. mit dem Inhalt einverstanden ist. Das enterbte Kind sollte es also nicht sein.
- Alternative: amtliche Verwahrung beim Amtsgericht am eigenen Wohnsitz
- Kosten amtliche Verwahrung: 75 € Gerichtskosten zzgl. 15,50 € Registrierungskosten beim Testamentsregister
Hinweis: Wer nach dem Tod ein Original Testament findet oder in Besitz hat, ist gesetzlich verpflichtet, es beim Nachlassgericht abzuliefern. Nur durchsetzbar ist diese Pflicht schwer, da selten der Nachweis gelingt, dass jemand im Besitz eines Original TEstaments ist, wenn derjenige es verschweigt.

Nele Marie Kliemt<br />Sebastian Höhmann

Nele Marie Kliemt
Sebastian Höhmann

Fachanwältin für Erbrecht, Fachanwalt für Steuerrecht

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Ihre Fragen – unsere Antworten

Wie kann ein bestehendes Testament widerrufen werden?
Sind Testamente gültig, die nach den Formvorschriften fremder Länder errichtet wurden?
Wir wollen ein unwirksames Testament trotzdem erfüllen – was sagt das Finanzamt dazu?

Wie kann ein bestehendes Testament widerrufen werden?

Testamente können auf verschiedenen Wegen abgeändert werden. Die relevanteste Möglichkeit ist der Widerruf durch ein neues Testament. Der Widerruf kann darin ausdrücklich erklärt werdne oder sich daraus ergeben, dass das neue Testament inhaltlich im Widerspruch zum alten Testament steht. Auch notarielle Testamente können durch ein handschriftliches Testament abgeändert oder widerrufen werden. Anders gestaltet es sich – unabhängig von den Formvorschriften – beim Erbvertrag und gemeinschaftlichen Testament. Hier tritt in gewissem Umfang eine (Selbst-)Bindung des Erblassers ein, sodass ein nachträglicher Widerruf oder Abänderung nicht mehr ohne weiteres möglich ist.

Expertentipp: Die teilweise Änderung eines bestehnenden Testaments kann zu Auslegungsschwierigkeiten führen, wenn nicht unmissverständlich klar wird, welche Teile geänderte werden bzw. die geänderten Teile nicht mehr vollständig zum alten Testament passen. Im Zweifel das ganze Testament neu „aus einem Guß“ verfassen und/oder sich von einem Spezialisten beraten lassen.

Sind Testamente gültig, die nach den Formvorschriften fremder Länder errichtet wurden?

Wirksamkeitsprobleme können sich in „internationalen Erbfällen“ ergeben. Grundsätzlich gelten solche letztwilligen Verfügungen im Hinblick auf das Haager Testamentsübereinkommen auch in Deutschland oder auch einem anderen Land, in dem das Testamentsübereinkommen gilt, wenn sie den Formvorschriften des Landes entsprechen, in dem sie errichtet wurden. Auch sonst können nach ausländischen Vorschriften errichtete Testamente wirksam sein, wenn ein Bezug zu dem anderen Land (z.B. aufgrund der Staatsangehörigkeit, Wohnort, Lage des Vermögens) besteht.

Allerdings sehen manchen Rechtsordnungen (z.B. Polen, Frankreich) die (Selbst-)Bindung durch Erbvertrag oder gemeinschaftliches Testament nicht als bloße Formvorschrift an, sodass die Wirksamkeit dieser Testamentsformen bei Auslandsvermögen stets abhängig vom Einzelfall geprüft werden muss.

Wir wollen ein unwirksames Testament trotzdem erfüllen – was sagt das Finanzamt dazu?

Grundsätzlich richtet sich die Besteuerung danach, was die Beteiligten nach den Vorschriften des Bürgerlichen Rechts („Zivilrecht“) geerbt haben. Und war jemand z.B. aufgrund eines Schreibmaschinentestaments bedacht, dann ist ein solches Testasment unwirksam. Ist der Erbe so fair und erfüllt den unwirksam niedergelegten Wunsch des Erblassers trotzdem, so ist das zivilrechtlich eine Schenkung des Erben an den (unwirksam) Bedachten. Und das kann erbschaftsteuerlich verheerend sein, weil dann z.B. zwischen Geschwistern nur ein Freibetrag von 20.000 € gilt.

Erfreulicherweise ist in solchen Fällen das Finanzamt großzügig. Kann man nachweisen, dass der Erbe eine wirklich bestehnende Anordnung (freiwillig) erfüllt hat, so erkennt das Finanzamt das als Zuwendung vom Erblasser an. Dies gilt übrigens auch dann, wenn die Zuwendung nicht vollständig erfüllt wird.

Ensprechendes gilt übrigens, wenn man sich über die Wirksamkeit von Testamenten oder deren Auslegung streitet und dann einigt.

Haben Sie Fragen zu einem solchen Fall? Wir beraten Sie gerne zu den zivilrechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten und den steuerlichen Folgen (030 / 440 330 24).