Die Erbengemeinschaft

Wenn mehr als eine Person Erbin geworden ist (und nicht etwa nur Vermächtnisnehmerin oder Pflichtteilsberechtigte) entsteht eine sog. Erbengemeinschaft. Die Mitglieder der Erbengemeinschaft nennt man Miterben. Die Erbengemeinschaft wird zuweilen auch gern „Konfliktgemeinschaft“ genannt. Je mehr Mitglieder die Erbengemeinschaft umfasst, umso häufiger kommt es zu Unstimmigkeiten. Schließlich entstehen im Rahmen der Aufteilung des Erbes schnell Konflikte. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass unterschiedliche Empfindungen darüber vertreten werden, was „gerecht“ ist. Häufig zieht sich die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft dadurch unnötig in die Länge.

Mit entsprechender Expertise an Ihrer Seite können derartige Komplikationen jedoch fachmännisch angegangen und schnell gelöst werden. Scheuen Sie sich nicht bei aufkommenden Konflikten in der Erbengemeinschaft frühzeitig rechtlichen Beistand hinzuzuziehen. Wir helfen Ihnen gern.

Das Wichtigste kompakt:

Gesamthänderische Bindung des Nachlasses
Der Nachlass steht der Erbengemeinschaft gesamthänderisch zu. Das bedeutet, dass den Miterben nicht die einzelnen Nachlassgegenstände (zu ihrem Erbanteil) gehören, sondern nur der Nachlass als Ganzes. Entsprechend können sie auch nicht über einzelne Nachlassgegenstände (bzw. „ihren“ Anteil daran) verfügen, sondern nur über ihren Miterbenanteil insgesamt.
Verwaltung des Nachlasses
Der Nachlass muss von allen Erben gemeinschaftlich verwaltet werden, wobei je nach Maßnahme unterschiedliche Mehrheiten erforderlich sind:
- Maßnahmen der ordnungsgemäßen Verwaltung (z.B. Beauftragung einer Reinigungsfirma) können mit Mehrheit (also ggf. auch gegen den Willen eines Miterben) beschlossen werden
- Notverwaltungsmaßnahmen, die zur Erhaltung des Nachlass(gegenstandes) erforderlich sind (z.B. Reparatur eines Daches) kann jeder Miterbe allein veranlassen
- sonstige Maßnahme können nur mit Zustimmung aller Miterben erfolgen.
Verfügungen über den Nachlass
Verfügungen über den Nachlass (Verkauf, Belastung, Übertragung etc. von Nachlassgegenständen wie z.B. Immobilien) können nur durch alle Miterben gemeinschaftlich erfolgen.
Haftung der Miterben
Jeder Miterbe haftet gesamtschuldnerisch auch für den Anteil der anderen Miterben an den Nachlassverbindlichkeiten. Die Miterben können aber durch geeignete Maßnahmen verhindert, mit ihrem eigenen Vermögen für Nachlassverbindlichkeiten einzustehen. Diese sog. „Beschränkung der Haftung auf den Nachlass“ tritt aber nicht automatisch ein, sondern muss vom Erben geltend gemacht werden und ist an Voraussetzungen gebunden.

Elisabeta Schidowezki<br />Nele Marie Kliemt<br />Sebastian Höhmann

Elisabeta Schidowezki
Nele Marie Kliemt
Sebastian Höhmann

Fachanwältinnen für Erbrecht, Fachanwalt für Steuerrecht

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Tel.: 030/440 330 47; International: +49 30 440 330 47

Wir beraten Sie gerne zu Ihrem persönlichen Fall. Die individuelle Beratung ist kostenpflichtig. Wir informieren Sie gerne vorab über die Höhe der zu erwartenden Kosten.

Ihre Fragen – unsere Antworten

Wie erfahre ich als Miterbe was im Nachlass ist?
Wie wird eine Erbengemeinschaft beendet?
Wie läuft eine "Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft" ab?
Was passiert, wenn sich die Mierben nicht über die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft einigen können?
Meine Geschwister haben schon zu Lebzeiten etwas erhalten, kann ich deshalb von ihnen einen Ausgleich verlangen?
Ich habe den Erblasser/die Erblasserin gepflegt oder unterstützt, kann ich trotzdem nur meinen Erbteil verlangen?
Was mache ich, wenn ein Miterbe sich weigert das Haus zu verkaufen?
Was kann ich tun, wenn ein Miterbe einfach nicht reagiert?

Wie erfahre ich als Miterbe was im Nachlass ist?

Als Miterbe sind Sie gegenüber Banken und Grundbuchämtern und sämtlichen Vertragspartnern des Erblassers zur Auskunft berechtigt – es sei denn es bestehen besondere Schweigepflichten, wie häufig bei Ärzten, Rechtsanwälten und Notaren. Auch gegen einen Bevollmächtigten des Erblassers bestehen in der Regel Auskunfts- und Rechenschaftsansprüche.

Ansonsten bestehen die üblichen erbrechtlichen Auskunftsansprüche, z.B. gegen den Erbschaftsbesitzer (§ 2027 BGB) oder den Hausgenossen des Erblassers (§ 2028 BGB). Hilfreich ist mitunter auch eine Nachfrage beim Nachlassgericht um in Erfahrung zu bringen, ob sich dort Nachlassgläubiger gemeldet haben.

Gegen die übrigen Miterben besteht ein Anspruch auf Auskunft über ausgleichspflichtige Zuwendungen (§ 2057 BGB). Nur ausnahmsweise besteht eine Auskunftspflicht über den Bestand des Nachlasses auch aus Treu und Glauben. Nämlich dann, wenn ein Miterbe den gesamten Nachlass in Besitz hat und ohne größere Schwierigkeiten Auskunft erteilen kann.

Wie wird eine Erbengemeinschaft beendet?

Die Erbengemeinschaft besteht so lange, bis

die Miterben sie durch (stillschweigende, mündliche, schriftliche oder notarielle) Auseinandersetzungsereinbarung beendet haben, d.h. geregelt haben, wer welche Nachlassgegenstände bekommt.
die Auseinandersetzung aufgrund einer Erbteilungsklage durch Teilungsurteil gerichtlich erzwungen wurd. Dieses Vorgehen ist leider selten erfolgversprechend, s.u.;
durch sog. Abschichtungsvereinbarung alle Miterben bis auf einen (meist gegen Zahlung einer Abfindung) aus der Erbengemeinschaft ausgeschieden sind.

Die Auseinandersetzung kann dabei zunächst auch nur hinsichtlich einzelner Nachlassgegenstände (Teilauseinandersetzungsvereinbarung) vereinbart werden bzw. die Abschichtung auf einzelne Miterben beschränkt werden. Eine Frist für die Beendigung der Erbengemeinschaft besteht nicht, sie kann jahre- und jahrzehntelang bestehen. Die Auseinandersetzung erzwingen kann man erst, wenn der Nachlass teilungsreif ist (s.u.).

Wenn sich die Miterben einig sind, kann das schnell und unkompliziert gehen, man kann sich aber darüber auch jahrelang streiten. Wir unterstützen sie gerne, wenn sie eine einvernehmliche Erbauseinandersetzung wünschen, aber vertreten Sie auch, wenn ein Rechtsstreit notwendig wird.

Wie läuft eine „Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft“ ab?

Die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft ist die Einigung der Miterben über die Aufteilung des Nachlasses. Häufig geschieht dies stillschweigend durch konkludentes Verhalten, indem das Konto entsprechend den Erbquoten aufgeteilt und der Hausrat verteilt wird. Wenn Immobilien im Nachlass sind, muss die Auseinandersetzung (jedenfalls hinsichtlich der Immobilie) durch einen Notar beurkundet werden, damit die Einigung in das Grundbuch eingetragen werden kann. Wenn sich die Auseinandersetzung auf einen Teil des Nachlasses beschränkt, weil über andere Teile noch keine Einigung erzielt wurde oder diese im Gesamthandeigentum der Erbengemeinschaft verbleiben sollen, dann spricht man von einer Teilauseinandersetzung. Faktisch kann eine „Auseinandersetzung“ auch durch eine Abschichtungsvereinbarung erzielt werden, in der geregelt wird, dass alle Miterben bis auf einen aus der Erbengemeinschaft ausscheiden. Dem letzten Miterben gehört der Nachlass dann allein und die Erbengemeinschaft ist auch beendet. Die Abschichtungsvereinbarung ist nach der Rechtsprechung des BGH auch formlos möglich. Wenn Grundstücke zum Nachlass gehören, muss sie aber zum Nachweis beim Grundbuchamt zumindest notariell beglaubigt sein.

Expertentipp:

Es empfiehlt sich die Auseinandersetzung oder eine Abschichtungsvereinbarung mindestens schriftlich festzuhalten, um späteren Streit zu vermeiden. Wir können Sie bei der Auseinandersetzung vertreten oder Sie bei der ErrichtungAbschluss einer Auseinandersetzungs- oder Abschichtungsvereinbarung beraten.

Was passiert, wenn sich die Miterben über die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft nicht einigen können

Wenn eine Einigung der Miterben über die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft nicht möglich ist, kann diese ggf. eingeklagt werden. Konkret bedeutet das, dass die Zustimmung des anderen Miterben zu einem bestimmten Auseinandersetzungsplan eingeklagt werden muss. Das Urteil, das den Miterben zur Zustimmung verpflichtet, ersetzt diese Zustimmung.

Dafür muss der Nachlass jedoch „teilungsreif“ sein. Das ist er regelmäßig erst dann, wenn alle Schulden beglichen wurden und der gesamte Nachlass in leicht teilbares Geld bzw. Bankguthaben umgewandelt wurde, etwa durch Verkauf von Nachlassgegenständen oder ihre (Zwangs-)Versteigerung.

Expertentipp:

Auseinandersetzungsklagen sind kompliziert, weil das Gericht der Klage nur stattgibt, wenn der vorgeschlagenen Auseinandersetzung nichts entgegengesetzt werden kann. Das Gericht ermittelt nicht selbst die richtige Auseinandersetzung, sondern entscheidet nur darüber, ob die beantragte Auseinandersetzung korrekt ist. Die Klage kann daher schnell verloren werden. Lassen Sie sich deshalb durch Fachanwält*innen im Erbrecht vertreten

Meine Geschwister haben schon zu Lebzeiten etwas erhalten, kann ich deshalb von ihnen einen Ausgleich verlangen?

Wenn mehrere Kinder oder Enkel gesetzliche Erben ihrer Eltern bzw. Großeltern geworden sind, sind sie gem. §§ 2050 ff. BGB verpflichtet, bestimmte lebzeitige unentgeltliche Zuwendungen des Erblassers bzw. der Erblasserin bei der Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft untereinander zum Ausgleich zu bringen. Das betrifft etwa die Ausstattung, unverhältnismäßig hohe Aufwendungen für Ausbildung oder Studium und mitunter auch sonstige Schenkungen, wenn eine entsprechende Ausgleichungspflicht angeordnet wurde. Ausstattung in dem Sinne meint:

„Was einem Kind mit Rücksicht auf seine Verheiratung, auf seine Begründung einer Lebenspartnerschaft oder auf die Erlangung einer selbständigen Lebensstellung zur Begründung oder zur Erhaltung der Wirtschaft oder der Lebensstellung von dem Vater oder der Mutter zugewendet wird“ (§ 1624 Abs. 1 1. Hs. BGB).

Dasselbe gilt im Zweifel auch bei testamentarischer Erbfolge, wenn die Kinder entsprechend ihrer gesetzlichen Erbquoten bedachten sind (§ 2052 BGB).

soll.

Expertentipp:

Die Ausgleichungspflicht muss auch bei der Berechnung von Pflichtteilsansprüchen berücksichtigt werden (§ 2316 BGB).

Ich habe den Erblasser/die Erblasserin gepflegt oder unterstützt, kann ich trotzdem nur meinen Erbteil verlangen?

Nach dem Gesetz hat zudem einen Anspruch auf Ausgleichung gegen die miterbenden Abkömmlinge des Erblassers, wer als Abkömmling (das heißt als Kind oder Enkelkind oder Urenkel) den Erblasser/die Erblasserin zu Lebzeiten während längerer Zeit gepflegt hat oder

„durch Mitarbeit im Haushalt, Beruf oder Geschäft des Erblassers während längerer Zeit, durch erhebliche Geldleistungen oder in anderer Weise in besonderem Maße dazu beigetragen hat, dass das Vermögen des Erblassers erhalten oder vermehrt wurde“ (§ 2057a BGB).

Ein Ausgleichsanspruch besteht stets nur zwischen Abkömmlingen und nur bei gesetzlicher Erbfolge oder wenn die Ausgleichung explizit angeordnet wurde oder bei testamentarischer Erbfolge vermutet werden kann.

Was mache ich, wenn ein Miterbe sich weigert das Haus zu verkaufen?

Eine Nachlassimmobilie kann nur mit Zustimmung aller Miterben verkauft werden. Die Zustimmung zum Verkauf kann auch nicht etwa eingeklagt werden. Die einzige Möglichkeit das Haus dennoch zu verwerten besteht darin, die Teilungsversteigerung zu beantragen. Dann wird das Haus öffentlich an den/die Meistbietende(n) (zwangs-)versteigert. Die Miterben können mitsteigern, müssen im Falle des Zuschlags jedoch den ganzen Preis an die Erbengemeinschaft bezahlen.

Expertentipp: Die Erbengemeinschaft muss sich bezüglich des Versteigerungserlöses anschließend noch auseinandersetzen, das heißt sie muss sich über die Verteilung einigen. Einigt sie sich nicht, kann Auseinandersetzungsklage erhoben werden (siehe oben).

Was kann ich tun, wenn ein Miterbe einfach nicht reagiert?

Viele Entscheidungen der Erbengemeinschaft können mir Mehrheit der Miterben entschieden werden (siehe oben), wobei es auf die Mehrheit der Erbquoten ankommt. Scheitern wichtige Maßnahmen an der fehlenden Kooperation eines Miterben und entsteht der Erbengemeinschaft dadurch ein Schaden, ist der betroffene Miterbe zum Schadensersatz verpflichtet.

Um die Maßnahme dennoch durchzuführen muss notfalls die Zustimmung der Miterben eingeklagt werden.

Expertentipp:

Oft hilft auch ein Hinweis auf die drohende Schadensersatzpflicht, um bei unkooperativen Miterben ein Umdenken zu erreichen.

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Haftung der Miterben

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